Rassebeschreibung und Zuchtziel:
   Die Leinegans ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt und wurde in den bäuerlichen
   Betrieben der Grünlandregion des Flusses Leine besonders in dem heute als Niedersachsen
   bezeichneten Bundesland und den angrenzenden Regionen gezüchtet. Es wurde eine
   mittelschwere, bewegliche, gut weidefähige, anspruchslose und fruchtbare Gans im Typ einer
   Landgans gezüchtet. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgte durch veränderte wirtschaftliche,
   gesellschaftliche und sozioökonomische Rahmenbedingungen ein erheblicher Rückgang der
   Zucht. Bis in die 1990er Jahre war die Leinegans bis auf wenige Restbestände verschwunden,
   Ab 1993 erfolgte die Suche und Sammlung der Restbestände durch den Diplomagraringenieur
   Mathias Vogt, der mit der Weiterzucht im Landkreis Göttingen begann. Restbestände fanden
   sich im Raum Hildesheim, in der Wedemark, im Solling und im Thüringer Bereich des
   Eichsfeld. Ab 1999 wurden weitere Züchter zusätzlich in die Zuchtarbeit eingebunden. Seit
   2003 erfolgte der Zusammenschluss der Züchter in der IG Herdbuch Leinegans. Im Jahr 2006
   wurde die IG in das Herdbuch Leinegans e. V. umgewandelt.
   Im gesamten Erscheinungsbild präsentiert sich die Leinegans als mittelschwere Gänserasse im
   Typ einer Landgans mit waagerechtem Stand. Der Ganter zeigt sich geschlechtsbedingt etwas
   aufgerichteter als die Gans. Der Ganter zeigt sich im gesamten Erscheinungsbild etwas
   kräftiger als die Gans. Brust und Schenkel treten bei ihm etwas stärker hervor.
   Schnabel:
   Kräftig und breit in leuchtend orange-gelber Farbe. Aufwölbungen am Ansatz vor der Stirn
   lassen auf fremdrassige Einkreuzungen schließen und sind nicht erwünscht.
   Kopf:
   Leicht gerundet ohne stark ausgeprägte Stirn und ohne Backenbildung. Insgesamt trocken
   ohne Kehiwamme
   Auge:
   Klares, rundes Auge mit orange-gelbem Augenring, in blauer Farbe in allen Schattierungen
   gewünscht. Bei farbiger Federzeichnung am Kopf ist auch ein braunes Auge möglich.
   Hals:
   Kräftig und mittellang. Tiere mit dünnen Hälsen erreichen nicht das erforderliche
   Körpergewicht.
   Rumpf:
   Insgesamt breit und tief, dabei ist der Ganter etwas länger als die Gans.
   Bauch:
   Ganter ohne Wamme erwünscht. Bei der Gans prägt sich mit der Geschlechtsreife eine
   Wamme aus. Es sollte nicht zur Bildung einer Doppelwamme kommen. Sehr ausgeprägte
   Wammenbildung, die die Beweglichkeit hindert ist abzulehnen.
   Flügel:
   Die Flügel liegen fest am Körper an. Die Flügelenden kreuzen sich nur geringifigig und enden
   im Idealfall am Schwanzansatz.
   Schwanz:
   Der Schwanz ist mittellang und nicht über handbreit ausgeprägt.
   Ständer:
   Die Ständer sind mittellang, wobei der Ganter als jüngeres Tier deutlich höher gestellt
   erscheint,
   Gefieder:
   Das Gefieder ist fest und hart, sowie dicht anliegend und zeigt die gute Anpassung der
   Leinegans an widrige Wetterverhältnisse. Längere Federn besonders auf Schülter und Flügel
   sind nicht erwünscht und deuten auf Einkreuzung fremder Rassen.
   Farbe:
   Die Leinegans weist die Farben weiß, Schimmel und Schecke auf. Dabei sind die Farbschläge
   nicht exakt festgelegt und es gibt fließende Übergänge zwischen den einzelnen Farbschlägen.
   Im Fall der Schimmel und der Schecken ist die Grundfarbe weiß und die Zeichnungsfarbe
   entspricht einem grau-braun (wildfarben) in unterschiedlichsten Farbabstufungen. Auch eine
   Aufhellung (gelb) ist möglich.
   Einfarbig grau-braune Tiere sind nicht rassetypisch.
   Weiß: Einfarbig weißes Gefieder mit vereinzelt bunten Federn im gesamten Fedcrkleid oder
   rein weiß
   Schimmel: Farbige Federn im gesamten Federkleid ohne deutlich erkennbares Muster, wobei
   die Farbe weiß überwiegt. Das Federkleid erscheint „meliert“. Unregelmäßig erscheinende
   Farbzeichnung ohne zusammenhängende, durchgefärbte Farbfelder, die nicht über
   handtellergroß zu erkennen sind.
   Schecken: Alle Formen der Scheckung sind möglich. In fast allen Fällen deutliche
   Farbzeichnung am Kopf, mindestens jedoch Zeichnung der Kopfplatte. Der Hals sollte nicht
   mehr als 2/3 gezeichnet sein. Überwiegend weiße Tiere mit sogen. Schenkelbinden oder nur
   Kopfscheckung oder nur gering ausgeprägter Zeichnung der Flügel werden als
   Minimalschecken bezeichnet. Besonders typisch für die Leinegans ist das Zeichnungsmuster
   der Herzscheckung, worunter neben einer Kopfplattenzeichnung eine farbige Zeichnung des
   Rückengefieders zu erkennen ist. Letzteres wird aber durch überwiegend weiße Flügel
   verdeckt und zeigt sich in der Aufsicht nur als schmaler Streifen.
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   Körpergewicht:
   Höchstgewicht 8 kg, als ideales Gewicht für Zuchttiere gelten beim Ganter 6 bis 7 kg und bei
   der Gans 5 bis 6 kg
   Leistungen:
   Gefordert wird eine bewegliche Gans, die sehr gute Weideeigenschaften aufweist und
   anspruchslos im Futter ist.
   Die Leinegans sollte ausgeprägte fleischtragende Partien an Brust und Keulen zeigen. Dabei
   sollte durch diese geforderten Eigenschaften die Beweglichkeit nicht beeinträchtigt werden.
   Die Legeleistung der Leinegans sollte zwischen 20 und 40 Eier pro Jahr betragen.
   Das Bruteimindestgewicht beträgt 140 g. Die Schalenfarbe der Eier ist weiß.
   Die Leinegans ist eine sichere Brutgans und führt die Gössel gut. Die ausgeprägten
   Eigenschaften zur Naturbrut sind zu erhalten.
   Durch Kunstbrut können die Zuchtergebnisse erhöht werden. Auf die Eignung der Eier zur
   Kunstbrut ist zu achten.